Wie Glaubenssätze wirken - Peter Gress

Wie Glaubenssätze wirken

Glaubenssätze sind Beschleuniger oder Bremser, je nachdem wie wir von ihnen geprägt werden.

Es gibt zeitgenössische Philosophen, die behaupten, dass die Intelligenz des Menschen eine feste Größe sei, die sich nicht beeinflussen lässt. Ich halte diese Einstellung für schlimm, denn sie negiert eine Weiterentwicklung des Menschen schon im Kern. Man muss die Frage stellen, welche Art der Intelligenz denn gemeint ist. Die logische Intelligenz, die emotionale Intelligenz, die sprachliche Intelligenz, musikalische Intelligenz? Intelligenz ist nicht nur eine, sondern viele.

Die logisch-mathematische Intelligenz ist die Grundlage für die Bemessung des IQ. Muss, wer einen hohen IQ hat, zwangsläufig auch eine hohe emotionale Intelligenz haben? Ganz gewiss nicht, das Gegenteil erleben wir tagtäglich um uns herum. Logische Intelligenz ist nicht alles. Menschen sind emotionale Wesen, sie lassen sich nicht auf der Basis simpler Einser- und Nuller-Denke reduzieren. Es braucht unterschiedliche Arten von Intelligenz, um ein vollständiger und wertvoller Mensch zu sein. Erfahrungen die wir machen lassen unsere jeweiligen Intelligenzen wachsen. Wir sind sehr wohl in der Lage, unsere individuellen Intelligenzen weiter zu entwickeln. Es ist lediglich eine Frage des persönlichen Drangs, den wir hinter die Veränderung legen wollen.

Viele Menschen mit einer großen Veranlagung sind überzeugt davon, dass Sie ihre Fähigkeiten in die Wiege gelegt bekommen haben. Sie sehen keine Notwendigkeit darin, sich weiter zu entwickeln, denn sie sind ja schon besser als viele andere. Wie weit aber könnten es hoch talentierte Menschen bringen, wenn sie ihre Fähigkeiten weiter ausbauen würden? Mit einer besonderen Begabung begnadet zu sein ist das Eine, die Begabung zu etwas Besonderem zu machen das Andere. Begabung ist nicht gleich Exzellenz. Exzellenz erreicht man, indem man kontinuierlich an sich arbeite und sich verbessert. Das gilt auch für Hochbegabte. Wäre eine Anne-Sophie Mutter ohne tägliches intensives Training jemals die Jahrhundertgeigerin geworden die sie heute ist? Wie viele andere talentierte junge Geigerinnen gibt es wohl, die mit dem zufrieden sind was sie von Natur aus mitbekommen haben? Wie vielen reicht es aus, in einem begrenzten Umfeld besser zu sein als die anderen, und sich darin zu sonnen, lieber der Star im Dorf zu sein, als sich der Konkurrenz zu stellen?

Wir alle tragen individuelle Glaubenssätze mit uns herum. Mir hat man in der Schule immer gesagt, ich wäre ein Lernversager. Nur: Niemand hat mir je erklärt, wir lernen funktioniert. Lernen habe ich erst nach der Schule gelernt, und plötzlich hat es Spaß gemacht, alles lernen zu können, was ich wollte. In unserem Bildungssystem läuft vieles schief. Der Fokus liegt darauf, ständig für Fächer lernen zu müssen, für die wir nicht brennen. Wenige Kinder wissen wie es ist, wenn sie Wissen auf einem Gebiet bekommen, das sie wirklich interessiert, in dem sie außergewöhnlich stark sind. Darauf wird im normalen Schulbetrieb kein Wert gelegt. Da muss man halt durch, das mussten die Generationen davor schließlich aus, und denen hat es auch nicht geschadet. Wenn die, die das sagen, nur wüßten! Viele derjenigen haben sich entweder arrangiert oder nicht weiter in sich hinein gehört. Stärken auszubauen gehört nicht zu den Zielen der schulischen Ausbildung, aber später ist das essentiell für die persönliche Entwicklung.

Deshalb tun Ausbilder und Arbeitgeber gut daran, das zu ändern. Unsere Mitarbeiter sollten das tun, in dem sie wirklich richtig gut sind und schnell Expertise aufbauen können. Man muss sie dorthin laufen lassen, wo sie den maximalen Nutzen für sich und die Kunden erbringen können. Dann wird der Betrieb erfolgreich bleiben.

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