Große Themen treiben die Friseurbranche um: Schwarzarbeit, Nachwuchsprobleme, Fachkräftemangel und die Rolle der Lieferanten stehen ganz oben auf der Liste. In vielen Fällen sind die Lieferanten börsennotiert, weshalb die Strategen nicht nur das Wohl der Friseursalons im Auge haben, sondern auch die Optimierung ihrer Quartals-Bilanzen. Ob vor diesem Hintergrund eine wirklich langfristige Marktentwicklung zugunsten der Friseurbetriebe möglich ist bezweifle ich. Friseurunternehmer sollten sich nicht darauf verlassen, dass die Industrie die Salonprobleme löst, denn das ist nicht deren Geschäftsmodell. Ein individuelles, starkes und klar erkennbares Unternehmenskonzept ist ein wesentlich verlässlicheres Vehikel zum Erfolg.
Mitarbeiter finden, binden und führen – mit diesem Arbeitstitel hatte ich beim TOP HAIR Club der Besten in zwei Workshops die Gelegenheit zum Austausch mit erfolgreichen Kollegen. Das Fazit der Workshops vorab: Dynamische Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern Perspektiven und haben weniger Probleme mit dem Nachwuchs als die traditionellen Mittelstandsbetriebe. Die Bewerbungen gehen zwar allgemein zurück, aber erfolgreiche Betriebe haben immer noch genügend Zulauf. Das ist vollkommen richtig so, denn Auszubildende sind heute ein solch wertvolles, weil rares Gut, dem man als ausbildenden Unternehmen die volle Aufmerksamkeit schenken muss.
Die Zukunft
Die Friseurbranche wird sich noch stärker teilen. Zum einen wird es eine größere Atomisierung hin zu Kleinstbetrieben und günstigen Preisen geben, zum Anderen schöpfen Premium-Salons die Ausgaben der höheren Einkommen ab. Die Schattenwirtschaft bei den Kleinen wird weiterhin blühen, bei den Großen steht die betriebswirtschaftliche Führung im Zentrum. Diese Salons übernehmen den größten Teil der Nachwuchsrekrutierung und -ausbildung. Um diese Leistung finanziell stemmen zu können brauchen sie wachsende Umsätze und höhere Gewinne, entweder durch stetig verbesserte Services und hohe Preise oder durch Filialisierung beziehungsweise durch erweiterte Kapazitäten am Standort. Die Bewältigung dieser zukunftssichernden Aufgaben benötigt eine starke Konzentration auf die tägliche Führung der Mitarbeiter, auf die Finanzplanung und deren Vermittlung an die Mitarbeiter. Die tägliche Kontrolle wird durch Benchmarks unterstützt, der Gewinn rückt stärker in den Fokus. Die volle Konzentration liegt auf dem Ebit der kommende Investitionen ermöglicht oder begrenzt.
Das Ziel erfolgreicher Unternehmen muss es sein, so wenig wie möglich Fremdkapital für ihr Wachstum einzusetzen. Stark mit Fremdmittel finanzierte Friseursalons kommen durch heftige Schwankungen wie Mitarbeiterwechsel, Krankheit oder Unfall des Inhabers sehr schnell in eine unkontrollierbare Situation die nicht selten in der Zahlungsunfähigkeit endet.
Das Team
Ich nehme einmal das Beispiel einer Fußballmannschaft als Vergleich für unser Salonteam heran. Wenn von elf Spielern nur einer den Spielstand kennt (Chef) und zehn die Regeln nicht (Mitarbeiter) dann ist das absurd und nicht zielführend. Betriebswirtschaft ist keine Raketentechnik, es sind lediglich Zahlen die aneinandergereiht auf der einen Seite Umsätze und auf der anderen Kosten beziffern. Zieht man das eine vom anderen ab ergibt das den Gewinn, weder ist daran etwas mystisches noch ist es Geheimwissen. Wir beginnen mit der betriebswirtschaftlichen Schulung schon bei den Auszubildenden. Wie kann ich sonst eine Benchmark von sechs Prozent Kabinetteinsatz erreichen wenn die Mitarbeiter die Kosten ihrer Tätigkeit nicht kennen?
Wenn ein Fußballer ein Tor schießt jubelt er, wenn ein Mitarbeiter eine Sache gut macht ist das in den meisten Betrieben keiner Würdigung wert. Ein guter Trainer jubelt mit, weil er weiß, dass das Tor nur das logische Ergebnis einer guter Vorbereitung und guter Führung ist.
Wissen Mitarbeiter genau was ich von ihnen und ihrer Arbeit erwarte? Bekommen sie Anerkennung wenn sie etwas gut gemacht haben? Interessiere ich mich für sie als Mensch? Zählt ihre Meinung? Lernen sie genügend Neues? Kennen sie ihren Wert? Kennen sie ihre Kosten? Je mehr meine Mitarbeiter über Umsätze und Kosten wissen, desto klarer denken sie mit. Sie wissen was von ihnen abhängt, sie kennen ihren Wert und wenn diese Erkenntnis erst da ist sind sie der größte Gewinn für mein Unternehmen.
Die Zukunft der Branche sind unsere Mitarbeiter. Auf ihnen liegt mein Fokus, sie gilt es zu entwickeln und zu halten. Es ist unerheblich welche Konzepte Industrie, Verbände oder Berater auflegen, gut ausgebildete und spezialisierte Mitarbeiter sind das Kapital der Zukunft.