Es bleibt nicht aus, dass im Team gelästert und übereinander hergezogen wird. Es geschieht immer wieder – Worte trennen anstatt zu verbinden. Und wenn das Team leidet, leidet das Unternehmen. In einem gewissen Umfang gehört lästern zum Leben und ein Team kann das in einem gesunden Maß auch verarbeiten. Wenn lästern allerdings dazu führt, dass das Team in seinen Grundfesten erschüttert wird und auseinander zu brechen droht muss man eingreifen.
Momentan haben wir ein solches Problem, nicht mehr akut, aber es hat mich aufmerksamer gemacht. Ich frage mich: „Was ist so verlockend daran, über andere Menschen zu reden als mit ihnen?“ Rosenbergs Konzept der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) stellt die Wertschätzung ins Zentrum der verbalen Beziehungen zwischen Menschen. Vielen ist es wahrscheinlich gar nicht bewusst, dass hintenrum Gerede so viel mehr zerstören kann als angenommen. Wo liegt der Reiz, auf den Verfehlungen der anderen so unbedingt zu beharren und damit die für eine einvernehmliche Lösung offene Tür zuzuschlagen? Hintenrum wird viel verletzt und vordergründig verwahrt sich jeder vor den Folgen. Nach so vielen Jahren Führungsarbeit weiß ich natürlich, dass nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird. Aber die Lösung von internen Kommunikationsproblemen ist extrem wichtig, und wenn die Dinge nicht grundsätzlich geregelt werden beginnt das Spiel immer wieder von Neuem.
Deshalb besteht Schulungsbedarf in Sachen Konfliktlösung. Das Team muss eigene Kommunikationsregeln aufstellen die für jeden im Unternehmen verbindlich sind. Die Kernfrage muss man allen stellen: „Wollt ihr in einer solch unfreien Situation arbeiten?“ Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen sich das dauerhaft freiwillig antun wollen. Und hier liegt auch eine große Gefahr, denn wenn sich nichts ändert – selbst wenn jeder zum Problem und zur Lösung dazu gehört – steigen viele aus, machen Dienst nach Vorschrift und dann dauert es auch nicht mehr lange bis zur inneren Kündigung.
Das will ich natürlich vermeiden. Die GFK trägt zur Lösung bei, sie geht von vier Schritten aus:
a) Was ich beobachte
b) Welches Gefühl das in mir auslöst
c) Welches Bedürfnis ich habe
d) Welche Bitte daraus resultiert
Rosenberg fasst das in einem Satz zusammen: „Wenn ich ‚a‘ sehe, lös das bei mir ‚b‘ aus, weil ich ‚c‘ brauche. Deshalb möchte ich jetzt gerne ‚d‘.“
Beispiel: „Ich habe gesehen, dass Du die Kaffeemaschine nicht gereinigt hast, das ärgert mich, weil Du es mir versprochen hast und ich Dir vertraut habe. Deshalb bitte ich ich, das jetzt nachzuholen und künftig wie besprochen selbst danach zu schauen. Kann ich mich darauf verlassen?“ Wenn Sie über ihr Unternehmen nachdenken können Sie vermutlich innerhalb weniger Minuten viele derartiger Beispiele auflisten. Kommunikation ist Unternehmenskultur und Kunden spüren unterschwellig eine gestörte Kommunikation. Wie oft passiert mir das selber wenn ich ein Geschäft betrete: Meine Laune kühlt sich sofort um einige Grad ab. Man sagt nicht umsonst: „Es liegt was in der Luft.“ Dieses Gefühl möchte ich in meinem Unternehmen nicht haben. Dafür bezahlen unsere Kunden nicht ihr gutes Geld. Wir bekommen höchstens die Quittung dafür, indem sie ihr Geld woanders hintragen.