Selbstzweifel - Peter Gress
Nachdenken

Selbstzweifel

Habe ich das richtige Konzept für mein Unternehmen? Bin ich zu forsch? Bin ich zu lasch? Habe ich überhaupt Talent zum Unternehmer? Liege ich strategisch richtig? Habe ich mein Gespür noch?

Kennt ihr das? Jeden Tag geht das so. Unaufhörlich. Und manchmal nerven diese Fragen – und viele andere – unsäglich, da will ich bloss Ruhe im Kopf. Und dann kommt der Moment, in dem es flutscht. Entweder steigen die Umsätze, oder neue Mitarbeiter fragen an, oder Seminaranfragen kommen rein, oder Menschen interessieren sich für das was ich sage, oder irgendwelche anderen Klicks lösen positive Gefühle aus. Dann ist alles wieder gut und die Zweifel sind vergessen. Aber nur genau bis zu diesem einen Punkt. Und dann geht alles wieder von vorne los. Der Moment des Genusses, des Glücks, exakt am Ende eines durchlebten Prozesses, und das auch nur ganz kurz. Es ist nur ein Moment, ein Blink, ein Gefühl der inneren Ausgeglichenheit und der Bestätigung. Für dieses Gefühl lebe ich, das ist die Droge die mich treibt.

Das Problem dabei: Dieser Glücksmoment, dieser Blink, lässt sich nicht verlängern. Er kann nachhallen, das ja, und ich kann ihn verhältnismäßig lange spüren, aber der Moment ist extrem flüchtig. Und er erreicht mich auch nicht immer in den Situationen, in denen ich gemütlich auf dem Sofa liege und mich auf ihn konzentrieren kann, sondern oft während der Arbeit am Kunden, während eines Gesprächs oder im Kreis meiner Familien oder meiner Freunde. Wenn ich dann versuche zu erklären, was ich grade fühle stelle ich fest, dass ich das verbal gar nicht transportieren kann. Den Menschen um mich herum fehlt die Beziehung zu meinem Moment des Glücks. Sie wissen was ich meine, aber sie können es nicht fühlen. Das kann ein gemeiner Hebel für eine hohe Unzufriedenheit werden, weil man selber meint, die andern wertschätzen nicht was man leiste. Das trügt, und ich tue gut dran, diesen Glücksmoment nur mit mir selber zu genießen und andere daran teilhaben zu lassen, in dem ich einfach ausgeglichen bin.

Ich habe Bücher zu diesem Thema gelesen. Darunter kaum zu ertragender esoterischer Mist, schlaue Analysen von kompetenten Menschen und Küchentischgeplänkel von selbsternannten Lebenshelfern. Das alles hat mich nicht erleuchtet. Ich sage deshalb für mich: „Genieße den Moment, sobald er kommt. Versuche nicht ihn festzuhalten, sondern fange einfach wieder von vorne an und akzeptiere diesen Prozess als ewigen Betazustand.“

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2 Kommentare
Jahns cundm says 14. Februar 2019

Die glücksmomente kennen
wir ebenso / weiter erleben
Danke für die Zeilen

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Conny ☀️ says 14. Februar 2019

Schöner Beitrag ☀️ Klüger Gedanke

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