…und was gegen notwendige Veränderungen wie Nachhaltigkeit, den Umweltschutz und gegen die Kreislaufwirtschaft steht.
…“das haben wir hier schon immer so gemacht, das geht nicht anders“
…“das haben wir hier noch nie so gemacht, das wollen unsere Mitarbeiter nicht“
…“wir haben dazu gar keine Zeit, wir müssen uns ums Wesentliche kümmern“
…“mit so was wollen unsere Kunden nichts zu tun haben“
…“von unserem Geschäft haben Sie doch gar keine Ahnung“
…“never change a running system heißt, immer schön beim Alten zu bleiben“
…“wir haben nicht die Leute dafür, und wir finden auch niemand passenden“
…“das ist nicht unser Kerngeschäft, Neues bindet zu viele Ressourcen“
Zurzeit merken wir sehr deutlich, was es heißt, von Gewohnheiten abhängig zu sein. Wir waren billiges Gas aus Russland gewohnt. Die Städte waren hell erleuchtet. In Häusern brannte das Licht die ganze Nacht. Wasser wurde überall verschwendet. Der Strompreis spielte nur eine kleine Rolle. Die Liste ist lang, stellt euch selber vor, was da noch drauf kommt.
Am 23. März 2021 blockierte die Evergiven sechs Tage lang den Suez-Kanal. Sechs Tage, mit denen die weltweiten Lieferprobleme begannen. Sechs Tag, in denen sich die Verwundbarkeit unseres Wirtschaftssystems gnadenlos offenbarte. Sechs Tage, die dafür sorgten, dass sich Schiffe weltweit vor den Häfen stapelten und damit einen Containerengpass auslösten, unter dem wir noch eineinhalb Jahre später leiden.
Ukraine-Krieg, Chinas Lockdown wegen der Null-Covid Strategie, Rekordinflation im Euroraum, extreme Staatsverschuldungen und nicht zuletzt Parteien-Dogmen statt Realismus gegenüber der Lebenssituation von Millionen Bürgern und Selbstständigen. Es entwickelt sich ständig wachsendes Misstrauen in die Demokratie zugunsten rechter Parteien wie der AfD in Deutschland.
Italien und Schweden rücken nach rechts. Polen und Ungarn nehmen es mit der Unabhängigkeit von Justiz und Presse nicht so genau. Und welches Spiel Putin momentan spielt, so der allgemeine Endruck, weiß er wahrschenlich selber nicht genau. Summa summarum keine guten Aussichten für Demokratie, Meinungsfreiheit und Wirtschaftswachstum.
Ein Wirtschaftssystem, das in einem Raum mit begrenzten Ressourcen agiert, kann nicht unbegrenzt und dauerhaft wachsen. Das bedeutet, es wird vielen Menschen zukünftig schlechter gehen. Der Sozialstaat kommt an seine Grenzen, wenn er weiterhin nur Geld verteilt, ohne Gegenleistung seiner Bürger einzufordern.
Viele Bürger verstehen die staatsseitige Versorgung quasi als Geburtsrecht, das zu jeder Zeit eingefordert werden kann. Dass Geld nur von Leistung kommt spielt scheinbar keine Rolle mehr, solange die Politik Zugriff auf die Druckerpresse hat. Aber auch das hat seine Grenzen, wie wir an der extrem hohen Inflation sehen.
Der Markt wird sich lichten. Es gibt zu viele Betriebsstätten für zu wenig Menschen mit ausreichenden Finanzmitteln. Nur eine kleine Bevölkerungsschicht braucht sich über steigende Preise weniger Sorgen zu machen als die Mittelschicht. Die Anbieter und die Masse der Konsumenten leiden aber stark unter steigenden Kosten und damit verbundenen Ängsten. Wie lange sich diese Spirale in unserer Branche noch weiter in sich selber hinein drehen kann, bevor die Feder reißt, wird sich zeigen.
Im Kampf um Kunden ist es definitiv wichtig, dass wir unsere Beratung und die Kommunikation verbessern. Wir sehen momentan bei unseren Auszubildenden, dass sie in der Schule zwar die Theorie und in geringem Maße auch die Praxis geschult bekommen, aber die Beratung spielt in der Ausbildung nur eine mindere Rolle.
Einige Kolleginnen und Kollegen haben sehr gute Konzepte für die professionellere Beratung beim Friseur. Je knapper die verfügbaren Finanzmittel sind, desto höher ist der Kundenfokus auf hoher Leistung. Beratung läuft bei mir strategisch unter Kundenkommunikation. Oft haben Kunden kaum die Chance sich zu artikulieren, schon geht der kreative Gaul mit uns durch, und wir präsentieren eine Lösung, bevor wir richtig tiefgreifend nachgeforscht haben, welche dauerhaften Probleme die Kunden gelöst haben möchten.
Wir sollten uns die Wissenschaft zum Vorbild nehmen. Wenn ein Problem noch nicht hinlänglich erforscht ist, stellen Wissenschaftler Fragen. Nicht umsonst spricht man davon, dass wer fragt, führt. Vor der Lösung muss das Problem exakt definiert werden. Wir fragen bei unseren Kunden nach bis wir eine erschöpfende Antwort haben. Dabei geht es nicht um die ständige Wiederholung das schon Besprochenen, sondern um neue Antworten durch neue Fragen. Fragen bildet, weil wir nur aus den Fragen heraus verstehen können.
Das gilt für die Wissenschaft genau so, wie für beratende Friseure. Das wird uns im ersten Schritt helfen, unsere Betriebe zu sichern. Die geopolitischen und weltwirtschaftlichen Verwerfungen können wir nicht beeinflussen oder gar kontrollieren. Wir Kleinunternehmer schwimmen zwar nur im großen Strom mit, aber wir sollten uns trotzdem mit aller Kraft dagegen wehren, uns in gefährliche existenzielle Strudel ziehen zu lassen.
Solange wir können, müssen wir uns wehren. Kreativ in Job und Organisation, und mit Verständnis für die allgemeine politische, wirtschaftliche und gesellschaftlichen Entwicklungen.