Mangelware Azubis im Handwerk - Peter Gress

Mangelware Azubis im Handwerk

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Wer jedes Jahr noch genügend Auszubildende in seinen Betrieb bekommt ist fürstlich bedient. Bei den meisten Betrieben, vor allem bei Handwerksunternehmen, sieht die Realität düster aus. Sie suchen händeringend nach jungen ausbildungsfähigen Menschen zur Sicherung ihres Unternehmens. Die wichtigsten Fragen im Lastenheft sind damit beschrieben:

  • Wo finden Unternehmen Auszubildende?
  • Sind die Unternehmen attraktiv genug für junge, ausbildungswillige Menschen?
  • Bieten Unternehmen einen definierten Karriereplan an?
  • Sind die Ausbildungsinhalte interessant aufbereitet, bzw. werden sie interessant umgesetzt?
  • Gibt es ein Entwicklungskonzept für Mitarbeiter?
  • Bieten Unternehmen ein Programm zur Einstiegsqualifizierung an?

In Gesprächen mit Ausbildern höre ich oft: Diejenigen, die wir wollen bekommen wir nicht, und diejenigen, die wir bekommen wollen wir nicht.“

Um mit Konrad Adenauer, Deutschlands erstem Bundeskanzler, zu antworten: „Nehmen Sie die Menschen wie sie sind, andere gibt es nicht.“

Oft ist Personalentwicklung ein Lippenbekenntnis, dem keine Aktion folgt. 73 Prozent der in einer Studie für Personalentwicklung von Cisar im Auftrag der ADP befragten Unternehmen sehen ein formelles Mitarbeitergespräch bereits als Personalentwicklung an. Für ein Fünftel der Unternehmen spielt die Entwicklung der Ressource Mitarbeiter gar keine Rolle. Nur wenige Unternehmen haben also erkannt, trotz aller Probleme auf dem Arbeitsmarkt, dass Mitarbeiter keine beliebig austauschbare Ware, sondern eine wertvolle Ressource sind.

Diese Erkenntnis ist in vielen Unternehmen leider noch nicht angekommen.

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2 Kommentare
Evelyn Beard says 22. März 2016

das Hauptproblem sind meiner Meinung nach nicht die Ausbilder, sondern eine völlig veraltete Ausbildungsverordnung, die weder an die Bedürfnisse der Auszubildenden noch der Ausbilder angepasst ist. Die Ausbildung muss verkürzt, besser bezahlt und für beide Teile wieder attraktiver Werden, es gibt gute Konzepte auch außerhalb Deutschlands und das Rad muss nicht neu erfunden werden. Nur leider rollt es nicht mehr.

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    petergress says 28. März 2016

    Es ist eine Mischung aus beidem. Du kannst nicht von der Hand weisen, dass in der Vergangenheit extrem Schindluder mit den Auszubildenden getrieben wurde. Ich erinnere mich an Gespräche mit Kollegen über deren Einstellung zur Ausbildung, das willst Du nicht hören: „Ich ziehe mir doch nicht die Konkurrenz der Zukunft her“, „Die kann ich nicht übernehmen, die kann ja nichts“ und „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ und noch mehr verdrehten Krampf.
    Ich bin nicht der Meinung, dass es schneller gehen soll, das ist kontraproduktiv für’s Lernen selber. Können braucht Zeit, unbedingt! Immer mehr Stoff in kürzerer Zeit, ob in der Schule, in der Ausbildung, im Studium – das führt zu nichts, außer zu immensem Druck. Die Kids rotieren und haben keine Zeit mehr, den Stoff setzen zu lassen, sich selber zu entdecken und auszuprobieren. Mit immer mehr Druck durch immer kürzere Lernzeiten geht es definitiv nicht weiter. Das ist eine Sackgasse.
    Die Bezahlung kannst Du ja selber regeln, Du überweist Deinen Azubis einfach mehr Geld, das ist nicht verboten. Und den Ausbildungsrahmenplan biegst Du Dir so zurecht wie Du ihn brauchst. Wenn Du auf offizielle Impulse seitens des Verbands wartest kommst Du mit der Ausbildungsqualität nicht voran. Ich persönlich will das duale Konzept aber unbedingt behalten, denn in den meisten europäischen Ländern werden die Kids lediglich angelernt und die Betriebe müssen die Weiterbildung übernehmen, weil das schnell Gelernte nicht ausreicht. Und ich bin nullkommanull Prozent daran interessiert, schlechte Ausbildungsleistung in Deutschland unter Mindestlohnbedingungen verbessern zu müssen, bloss weil viele Entscheider meinen, schnell, schnell muss es gehen.

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