Leben, wo bist Du? Zeit,ein bisschen über die Coronalage zu jammern

Leben wo bist Du?

Ich erlebe nichts. Das macht mich nachdenklich. Leben, wo bist Du? Leben, ich will kommen! Aber wohin, das ist derzeit die Gretchenfrage. Vor Corona gab es genug Futtertröge für’s Gehirn. Jetzt sind sie weg!

Peter Gress auf der Suche nach dem Input

Input zu verschenken

Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen, allen Trainern, Motivatoren und Seminatoren für ihre unermüdliche Mühe um den Input an Motivation und Inspiration während des Lockdowns, und auch jetzt noch.

Allein, es läuft sich tot. Mein Kopf ist leer, meine Gedanken wollen sich nicht fügen. Kreativität, wo bist Du? Wo bekomme ich dich her? Die letzten Wochen haben mich leer gesaugt und ich hab’s gar nicht richtig bemerkt. Es gab Dringendes zu tun. Nun aber wird es Zeit für das Wichtige.

Neustart

Die Zeit ist reif für einen Neustart. Durch die allgemeine Unsicherheit ist es aber noch schwierig, einen solchen planvoll zu beginnen. Ideen dafür hätte ich schon, aber mir fehlt die solide Basis für die Bewertung. Das nervt am meisten.

Kennt ihr den Wackelwald am Federsee? Man merkt beim laufen, unten drunter ist es nicht fest. Der Wald schwimmt auf dem Moor. Durchbrechen kann man nicht, aber man weiß es eben nicht sicher.

Leben, wo bist Du? ist nicht einfach nur eine Floskel. Der gesellschaftliche und soziale Betrieb fehlt mir wirklich sehr. Es kostet mich viel Mühe, mich zu fokussieren. Möglichkeiten lugen von allen Seiten aus den Ritzen, aber sie wollen sich noch nicht richtig zeigen.

Mir fehlen Konzerte, Theater, Oper, Ausstellungen, Museen. Klar, es gibt Spotify zum Musik stöbern, das Vinyl harrt auf den Plattenspieler, auf YouTube habe ich Konzerte ohne Ende, TikTok bringt mich ab und zu zum lachen, mit Netflix-Serien schlage ich die Zeit tot, meine Buchliste ist etwas kürzer geworden. Dafür stapeln sich die eBooks auf dem Kindle Reader.

Zuckerwatte führt zu Junkie-Mentalität

Zuckerwatte

Mit all den digitalen Ablenkungen ist es wie mit Zuckerwatte. Sie schmeckt lecker, macht aber nicht satt. Sie hinterlässt eine kurzzeitige Befriedigung, aber danach herrscht schnell wieder Leere. Das ist Junkie-Mentalität, sie führt zu Frustration. Ab und zu muss es Live & Echt sein, es muss etwas Habhaftes her. Etwas, das nachhallt und den Speicher füllt.

Das Abgeschnitten sein ist zurzeit mein größtes Problem. Ich stelle mir ab und zu die Frage: „Komme ich jetzt nicht mehr mit mir selber klar?“ Doch, das geht noch, sehr gut sogar. Aber wenn so wenig von außen und fast alles aus mir selber kommen muss, wird es schwer, das dauerhaft auf hohem Niveau durchzuhalten.

Nur echt ist gut

Es wird ja langsam wieder besser. An allen Ecken kommen Lockerungen, und der Puls des Lebens steigt wieder an. Ich komme mir aber ausgetrocknet vor, es geht mir zu langsam. Bei allem Verständnis für Vorsicht, die wir tagtäglich im Betrieb, beim einkaufen und sozialen Kontakten einhalten, gefühlt muss jetzt das pralle Leben wieder her.

Corona-App hilft bei der Eindämmung

Aktiv helfen

Deshalb unterstütze ich alles, was uns, der Gesellschaft, hilft, Corona einzudämmen. Wir bewerben die App, nutzen sie selber, empfehlen sie allen die es hören wollen oder auch nicht. Wir desinfizieren und tragen Maske, wir halten Abstand und wundern uns wie alle verantwortungsvollen Bürger, was um uns herum so abgeht.

Ob Feste zum Fastenbrechen, die hygienischen Zustände in der Fleischverarbeitung oder Gesänge in der Kirche – ich sehe, dass wegen wenigen die Gefahr eines lokalen Lockdowns steigt und kleine Geschäfte eventuell in die Insolvenz gehen. Von Eltern, die ihre Kindern wieder aus Schulen und Kitas zuhause behalten müssen ganz zu schweigen. Das ist schwer zu akzeptieren. Vor solchen Hintergründen dauerhaft motiviert in die Zukunft zu schauen fällt mir, ehrlich gesagt, schwer.

Positiv bleiben

So, jetzt habe ich mich ausgejammert. Das muss auch mal sein. Positiv bleiben ist immer noch die wichtigste Aufgabe. Und nicht überdrehen vor lauter Aktionismus. Auf dem Boden bleiben und sich immer wieder zur Geduld ermahnen. Es ist erst rund drei Monate her, seit wir dicht machen mussten.

Wir befinden uns in der Senke der U-Phase. Vielleicht wird es auf die Dauer gesehen eine W-Phase, wer weiß? Im Rückblick hatten wir es über die Jahrzehnte mit den Kondratjew-Zyklen zu tun. Ein Zyklus dauert durchschnittlich 52 Jahre. Hoffen wir, dass wir durch das derzeitige hohe Innovationstempo schneller aus dem Tal kommen.

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