Gedanken zur Circular Economy - Peter Gress
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Gedanken zur Circular Economy

Video: Herzlich willkommen bei Gress Friseure!

Unser Wirtschaftssystem ist auf Wachstum ausgerichtet. Jahrzehntelang hat das ganz gut funktioniert, weil wir die Anzeichen eines nahenden Endes unserer Ressourcen beiseite geschoben haben. Nun stehen wir vor dem großen Problem, das wir ein System verändern müssen, das nicht ohne Einschränkungen verändert werden kann. Wir sind uns bisher noch nicht klar darüber, dass uns diese Einschränkungen härter treffen als bisher angenommen. Nachhaltigkeit muss Fun machen höre ich immer wieder. Ich finde nicht, dass Spaß eine große Rolle dabei spielen muss. Es wird uns definitiv keinen Spaß machen, wenn wir uns am Ende unseres Wirtschaftssystems beschränken müssen. Wie die Beschränkungen kommen werden ist noch nicht klar, aber kommen werden sie definitiv.

Müll aus der Förderbandwirtschaft

Meine ökologische Entwicklung

Die Ölkrise im November 1973 habe ich als junger Mann selber erfahren. 1978 habe ich Frederic Vesters Buch „Unsere Welt, ein vernetztes System“, gelesen. Kurz darauf wurde ich auf den Bericht des Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“ aufmerksam gemacht.  Damals habe ich noch nicht in vollem Umfang verstanden, um was es geht.

Ökolopoly

Frederic Vesters Öko-Spiel Ökolopoly habe ich mittig der 80er Jahre mit meinen Mitarbeitern gespielt und dabei festgestellt, dass an einem Rad gedreht eine gleichzeitige Veränderung in einem anderen Bereich bedingt.

Cradle2Cradle und Fridays for Future

In den 90er Jahren habe ich dann erstmals von Dr. Michael Braungart und seinen Überlegungen zum Cradle to Cradle Prinzip gehört und gelesen. Mit der Fridays for Future Bewegung war dann für mich endgültig klar, dass in der Friseurwelt ökologisch etwas passieren musste.

Maja Göpel und Erich F. Schuhmacher

Auf Empfehlung hin habe ich Maja Göpels Buch „Unsere Welt neu denken gelesen“. Daraus wiederum ergab sich unter anderem die Lektüre von Erich F. Schuhmachers Buch „Small is beatutiful. Die Rückkehr zum menschlichen Maß“.

Und ich habe nach 45 Jahren mein Exemplar des Club of Rome-Berichts wieder aus dem Regal geholt. Schade, dass wir als Wirtschaftsgesellschaft die vergangenen fünf Jahrzehnte nicht besser genutzt haben.

Was Zulieferer wie La Biosthetique ändern können

Im Gespräch mit Christian Ader, Leiter FE bei La Biosthetique, habe ich mich aufklären lassen, welche Probleme bei der Wiederverwertung von kosmetisch genutzten Kunststoffverpackungen bestehen. Es gibt keine geschlossene Kreisläufe für kosmetisch verwendete Kunststoffe, weshalb Recyclinggranulate selten sind. Hier muss die kosmetische Industrie noch einen langen Weg gehen, bis verfügbare Menge und der Preis harmonieren.

Weitere interessante Vorträge zum Thema Circular Econmy findet ihr bei Univ.-Prof. Dr.-Ing. Thomas Bauernhansl von Fraunhofer Institut und bei Prof. Dr. Kai Alexander Saldsieder von der Hochschule Pforzheim.

Problemthema Recycling

Recherchen zum Thema Recycling

Meine eigenen Recherchen bezüglich der Selektion von Rohstoffen in unseren Recyclinganlagen waren teils sehr ernüchternd. Die Recyclingausbeute bei Kunststoff liegt in Europa bei etwas über 30 Prozent, in Deutschland ist sie etwas höher bei rund 55 Prozent (13.10.2021). Der Rest geht entweder in die Verbrennung oder in den Export und ist damit für den Rohstoffkreislauf für immer verloren.

Zusätzlich ist den verschlungenen Wegen der Entsorgung schwer auf die Schliche zu kommen. Die Müllwirtschaft gehört zu den großen Exporteuren in Deutschland, laut NABU sind das jährlich 720.000 Tonnen. Die Folge davon: Deutschen Plastikmüll findet man weltweit auf den Müllhalden.

Die Transformation zur Kreislaufwirtschaft

Der Weg zu einer Kreislaufwirtschaft ist trotz des Kreislaufwirtschaftsgesetzes steinig. Es braucht immens viel Zeit und Energie, um an den bestehenden Systemen etwas  zu verändern. Als kleines Rad im Getriebe, dem Friseursalon, können wir nur in zwei Bereichen punkten: in der Abfallvermeidung und bei der Wiederverwertung. Wir können als Einzelunternehmer nur durch beständige Kommunikation mit unseren Lieferanten Veränderungen erreichen, und nur in der Gesamtheit Veränderungen erzwingen.

Transformation in kleinen Schritten

Es gibt jedoch keine Lösung mit dem Brecheisen, die Veränderungen können nur in kleinen Schritten erzielt werden. Das macht die Veränderung so langsam. Ich weiß aus täglicher Erfahrung, dass die ökologische Kommunikation mit Mitarbeitern und Kunden mühsam ist. Mal hat man dieses Thema im Kopf, mal ein anderes. Es gibt derzeit immer etwas zu über- oder neu zu denken, das die körperlichen und geistigen Energieressourcen beansprucht. Trotzdem muss man dran bleiben und Wege suchen, die eine Veränderung  hin zu einer Circular Economy möglich machen.

JETZT ist jetzt

Bei Gress Friseure haben wir den Wechsel initiiert und beschleunigen ihn mit neuen Gedanken und Ansätzen. Menschen sind immer dann am besten, wenn sie Probleme jetzt lösen müssen, wenn sie unter Druck stehen, wenn sie wissen, dass es keine andere Möglichkeit mehr gibt, als sich JETZT zu bewegen. Wir sind der Meinung, für uns ist JETZT jetzt.

Exponentielle Beschleunigung

Dieses Jetzt kommt immer schneller auf uns zu, und wir tun gut daran, uns zu stellen und etwas mehr dazu zu tun, als  wir unter normalen Umständen zu geben bereit sind. Immer mehr zu besitzen macht Menschen nicht glücklich, wir sagen das oft einfach so dahin, aber die Zeit wird kommen, in der genau das passieren muss.

Die Menschheit wächst, sie muss sich ernähren können, das belastet den Ertrag der Felder. Sie müssen wohnen, was die Ressource Land weiter belastet. Trotz des Landbedarfs müssen Wälder bleiben, damit CO2 gebunden werden kann. Durch Erwärmung steigt die Versteppung der Erde, was die Menschen zur Flucht in bewohnbare Gebiete treibt. Das Helmholtz-Zentrum hat zu diesen Themen ein interdisziplinäres und internationales Projekt initiiert (s. Link Landbedarf).

Trockenheit und Dürre

Zunehmende Hitze und die Auswirkungen

Im diesjährigen heißen Sommer haben wir schon einmal erahnen können, was Wasserknappheit bedeuten kann. Wir werden begreifen müssen, dass Wachstum endlich ist, dass Ressourcen versiegen, dass Technologie unsere Probleme nur bedingt lösen kann, auch wenn die Tekkies uns das immer wieder versprechen. Wenn Menschen sich in Bewegung setzen, um in lebenswertere Regionen zu kommen, wird es kein Halten mehr geben, und dann wird uns auch keine Technologie vor einer Völkerwanderung schützen.

Wie wir diese Menschenströme lenken können wird sich ergeben. Sicher ist jedenfalls, dass keine Hilfe von außen kommt und uns rettet. Das müssen wir selber erledigen.

Gress Friseure hat sich jedenfalls schon mal auf den Weg gemacht. Jeder kleine Schritt summiert sich zu einem großen Ganzen.

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