Der demografische Wandel schlägt durch: Die verfügbaren Erwerbspersonen/Arbeitskräfte werden nach der Prognose des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales bis 2030 um 2,9 Millionen zurückgehen. Auslöser dafür ist die negative Bevölkerungsentwicklung, die die Zahl der erwerbsfähigen Personen zwischen 15 bis 74 Jahren um 4,7 Millionen absinken lässt. Die Zahl junger Leute und die Generation im mittleren Alter wird deutlich zurückgehen, wogegen die Anzahl der Älteren stark zunimmt. Soweit die generelle Lage.
Relevant für uns im Friseurhandwerk ist die Verschärfung der Verknappung ausbildungswilliger Jugendlicher und junger Erwachsener. Zwischen 15 und 24 Jahren fehlen dem Markt bis 2030 980.000 Menschen, bei den Arbeitskräften zwischen 25-54 Jahren sind es sogar 4,8 Millionen. Dafür steigt der Anteil an den über 55-jährigen um fast drei Millionen. Einfach gesagt bricht uns Friseuren wie auch dem Handwerk insgesamt damit die klassische Ausbildungs-Zielgruppe, die Schulabgänger der Haupt- und Werkrealschulen und der Realschulen komplett weg. Chancen kann es für uns bei Abiturienten und Quereinsteigern geben, denen wir mit dem entsprechenden Lernumfeld und intensiv vermittelten Ausbildungsinhalten ein gezielteres Vorankommen ermöglichen. Schnelle Ausbildung gehört sicher nicht dazu, eher sollten wir durch eine intensive Vermittlung, eine angemessene Übungs- und Reifezeit, sowie mit einer höheren Bezahlung unserer Auszubildenden spätestens im dritten Ausbildungsjahr punkten.
Inwieweit diese unausweichliche Realität durch Familienpolitik und Zuwanderung gemildert werden kann steht in den Sternen. Aber auch wenn hier starke Impulse kommen sollten liesse sich die Realität nicht schön reden oder gar ignorieren. Auszubildende zu suchen, zu finden, sie zu Fachkräften auszubilden und sie an das Unternehmen zu binden wird für uns Friseure zu einer Herkulesaufgabe. Interessant ist die Tatsache, dass die Erwerbstätigen mit Hochschulabschluss um drei Millionen auf 10,4 Millionen und damit um 40 Prozent zunehmen werden. Trotzdem bleibt die Qualifizierung durch die duale Ausbildung mit 20,5 Millionen Menschen die dominierende Qualifizierungsform. Ergo macht es keinen Sinn das duale Ausbildungssystem zu bekämpfen, sondern wir müssen es durch die intelligente und zielorientierte Wissensvermittlung und der damit verbundenen Reifung der jungen Menschen stärken.
Diese Aufgabe der Weiterentwicklung des dualen Ausbildungssystems können wir nicht unseren Interessenvertretern überlassen. Wenn wir fachlich hervorragende Fachkräfte haben wollen dürfen wir nicht auf eine Verpflichtung für gute Ausbildung durch alle Betriebe per Verbandsdekret warten, sondern müssen durch Selbstverpflichtung, alternative Wissensvermittlung und Karriereplanung bei den jungen Menschen punkten. Jeder Friseurunternehmer und Ausbilder der darauf wartet, dass ihm die Ausrichtung seines Unternehmens für die Zukunft durch Allgemeinverordnung von Verbänden oder Kammern abgenommen wird gehört in diesem sich immer schneller drehenden Spiel zu den Verlierern.
Das Wesen des dualen Qualifizierungssystems hat damit rein gar nichts zu tun. Das duale System kann nichts dafür wenn Betriebe schlecht ausbilden und dem Arbeitsmarkt minderqualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stellen.